Zum zweiten Mal in seiner Karriere steht Junior Chukwubuike Adamu, wie er mit vollem Namen heißt, unser Eigengewächs aus der Red Bull Fußball Akademie, im Aufgebot der österreichischen A-Nationalmannschaft – nach seinen Leistungen in den vergangenen Wochen und Monaten die einzig logische Konsequenz!
Wenn wir auf das Jahr 2022 zurückblicken, sind es vor allem zwei Treffer des 21-Jährigen, die uns für lange Zeit in Erinnerung bleiben dürften: Einerseits sein Treffer im letzten UCL-Heimspiel gegen den FC Chelsea, andererseits jener im Königsklassen-Achtelfinale gegen die Bayern – beide Male bebte die Red Bull Arena bis zum Anschlag!
Das Tor gegen die Münchner war damals gleich in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung, denn Junior war in seiner Kindheit tatsächlich Fan des FC Bayern – der Klub seiner beiden größten Idole, mit einem davon verbinden ihn sowohl Nationalität sowie die nigerianischen Wurzeln.
Als ich ihm beim Spiel gegen die Bayern gegenüberstand und die Hand gegeben habe, ging für mich echt ein Traum in Erfüllung.
„Damals war ich halt Fan von David Alaba. Seine Entwicklung war krass und so weit will ich auch mal kommen. Mein Vorbild auf meiner Position ist Robert Lewandowski, der einfach unglaublich viele Tore macht. Ich versuche, mir viel von ihm abzuschauen. Als ich ihm beim Spiel gegen die Bayern gegenüberstand und die Hand gegeben habe, ging für mich echt ein Traum in Erfüllung.“
Gefeiert hat Junior die Tore gegen den FC Chelsea und die Bayern auf die gleiche Weise: mit dem Griddy. Der aus dem American Football stammende Tanz ist in gewisser Hinsicht schon zu seinem Signature-Jubel geworden, den unser Offensivspezialist auch in Zukunft nach wichtigen Treffern zeigen möchte.
„Ich habe damals vor dem Bayern-Spiel mit Karim Adeyemi gequatscht und wir hatten den Griddy-Tanz gerade auf TikTok gesehen, da haben wir uns vorgenommen, dass wir den beim nächsten Tor machen, und gegen Bayern ist es dann direkt passiert.
In der Champions League ein Tor zu machen, ist etwas Besonderes, und da braucht es dann einen geilen Torjubel. Vielleicht auch bald in der Europa League …“
Juniors Weg hat in der nigerianischen Metropole Kano begonnen, wo er geboren wurde, führte aber bereits nach nur zwei Jahren nach Graz – an den Umzug kann sich unser Stürmer also nur aus Erzählungen erinnern.
„Freunde meines Vaters haben hier gewohnt und erzählten, wie gut es hier ist, deshalb hat meine Familie den Schritt hierher gemacht. Das letzte Mal war ich mit 15 in Nigeria, den letzten geplanten Besuch mussten wir leider aufgrund der Coronamaßnahmen absagen. Ich hoffe aber, dass ich bald mal wieder hinkomme. Meine Großmutter wohnt zum Beispiel noch dort und auch sonst einige Verwandte.“
Das Fußballspielen wurde dem ÖFB-Teamspieler in die Wiege gelegt. Junior kommt sozusagen ganz nach dem Senior, denn sein Papa stürmte früher selbst in Nigeria und sieht seinen Sohn deshalb besonders gerne im Angriff.
Dort war ich erst Linksverteidiger, bis sie beim Grazer AK gemerkt haben, dass meine Stärke das Toreschießen ist.
„Angefangen habe ich als Linksverteidiger, bin aber richtig viel auf und ab gelaufen und habe sogar einige Tore geschossen. Irgendwann kam dann der GAK und hat mich zum Probetraining eingeladen, weil sie davon beeindruckt waren, wie viel ich auf dem Platz laufe. Ich war damals mit drei anderen eingeladen und wurde als Einziger genommen, was mir für die anderen echt leidgetan hat. Auch dort war ich erst Linksverteidiger, bis sie beim Grazer AK gemerkt haben, dass meine Stärke das Toreschießen ist.“
Würde Matthias Jaissle plötzlich auf die Idee kommen, Junior eines Tages als Andi Ulmer-Ersatz aufs Feld zu schicken, bekäme er es vermutlich mit Adamu Senior zu tun – genau diese Erfahrung hat Juniors erster Coach nämlich gemacht.
„Mein Vater würde wahrscheinlich echt zum Feld runterkommen und mich persönlich nach vorne schicken. Bei meinem ersten Verein, GSV Wacker, hat mich der Trainer erst sogar mal ins Tor gestellt, mein Vater ist dann aber hergestürmt und hat mich raus aufs Feld geschickt, weil er als ehemaliger Stürmer nicht wollte, dass ich im Tor stehe.“
Die Fußball-Gene ziehen sich dabei durch die gesamte Familie Adamu. Juniors Schwester Cynthia spielt beispielsweise in St. Pölten, seine Brüder Joshua und Mathias kicken beide in Graz. Dabei stand ausgerechnet bei Junior die Fußballkarriere zu Beginn noch auf der Kippe, denn unser Topscorer konnte sich damals wie heute für zahlreiche andere Sportarten begeistern – zum Teil so sehr, dass die Woche zu wenige Tage und die Tage zu wenige Stunden hatten.
Er meinte, ich könne ja nicht in drei Vereinen gleichzeitig spielen. Ich musste mich also entscheiden.
„Am Anfang, als ich 10 Jahre alt war, gab es für mich Fußball, Tennis, Tischtennis und Basketball. Fußball zuerst sogar nur in der Schule, Tennis und Basketball im Verein und Tischtennis mit meinem Vater. Wenn wir in der Schule gekickt haben, war ich immer richtig gut und habe viele Tore gemacht. Dadurch kam es, dass ich auch noch in den Fußballverein wollte. Mein Vater hat mich dann aber gefragt, was ich wirklich will. Er meinte, ich könne ja nicht in drei Vereinen gleichzeitig spielen. Ich musste mich also entscheiden und dachte mir, dass ich Fußball ausprobieren will.“
Die Entscheidung war offensichtlich die richtige. Sein Weg führte ihn schnell nach Salzburg, wo er in der Red Bull Fußball Akademie schon in der U15 auflief, unter anderem gemeinsam mit Nici Seiwald.
„Nico war aber immer eher ein ruhiger, und er hat ja nicht im Internat gewohnt. Mit David Affengruber, der jetzt bei Sturm Graz spielt, hatte ich damals viel Kontakt, und wir haben bis heute noch eine gemeinsame Chat-Gruppe mit einigen Leuten von damals.“
Unser Strahlemann hat viele Facetten und Interessen über das runde Leder hinaus. Beim Fotoshooting schnappte sich Junior prompt selbst die Kamera und versuchte sich als Fotograf, auch die Mode sowie die Rolle als Modell reizen ihn. Ein Berufsleben ohne Fußball könnte sich Junior also ganz gut vorstellen.
Mir ist es wichtig, mich bei so was gut auszukennen und in Zukunft auch mal meinen Kindern etwas beibringen zu können.
„Als Designer oder vielleicht auch Techniker. Mich interessieren Sachen wie Handys und Kameras. Mir ist es wichtig, mich bei so was gut auszukennen und in Zukunft auch mal meinen Kindern etwas beibringen zu können. Ich liebe es auch, gut angezogen zu sein – das ist ebenfalls eine Sache, die ich von meinem Vater habe. Ich liebe es einfach, mich gut anzuziehen und mir meinen Style zu überlegen.“
Es ist ihm anzumerken, dass sich Junior für fast alles begeistern kann, gute Laune inklusive. Diese schöpft er unter anderem aus seinem Glauben, das Kreuz trägt er so gut wie immer um den Hals, und sein strahlendes Lachen ziert sein Gesicht fast in jeder Situation.
„Klar: Wenn es um etwas Wichtiges geht, bin ich immer voll fokussiert. Aber zu lachen gibt mir Energie. Ich bin sehr dankbar dafür, was Gott mir für ein Leben gegeben hat und bete auch immer, bevor ich auf den Platz gehe. Ich sage immer „What god can’t do doesn’t exist“. Wenn es möglich ist, gehe ich auch fast jeden Sonntag in die Kirche. Während der Saison ist das mit unseren Spielen und Trainings aber natürlich schwierig.“
Das Gute: In Spielen und Trainings werden wir Junior erstmal noch weiter in Salzburg bestaunen dürfen, auch wenn es im Sommer anderweitige Gerüchte gab.
Ich bin stolz darauf, hier zu spielen!
„Es gab Gespräche im Sommer, und es war so, dass einige Mannschaften mich haben wollten, aber ich habe mich bewusst dazu entschieden, hierzubleiben. Hier fühle ich mich wohl und will mich noch weiterentwickeln. Ich kann mit der Zeit noch stärker werden und dementsprechend auch der Mannschaft weiterhelfen. Ich habe hier viele Freunde, meine Familie ist nicht weit weg. Hier bin ich schon in die Akademie gegangen, zur Schule, und es ist einfach zu meinem zweiten Zuhause geworden. Ich bin stolz darauf, hier zu spielen!“