Roko Simic ist angekommen! Der junge Kroate liefert Powerfußball vom Feinsten und seit dieser Saison auch fleißig Tore. In unserer „Salzburger Halbzeit“ spricht er beim Spaziergang durch unsere schöne Altstadt nun über seine bisherige Karriere, die Bedeutung von Vertrauen, seine große Dankbarkeit an Gerhard Struber und seine schier unvergleichbare Familie von Profi-Fußballern.
Der Name Simic steht für Fußball pur! Das Kicken wurde dem kleinen Roko von Anfang an in die Wiege gelegt. Sein Vater Dario war einst unter anderem beim AC Milan, AS Monaco und Dinamo Zagreb als Verteidiger aktiv sowie seinerzeit sogar kroatischer Rekordnationalspieler. Natürlich konnte der Papa unserem Stürmer, der im Nachwuchs erst noch als Rechtsverteidiger und sogar als Goalie startete, einige besondere Kniffe mit auf den Weg geben.
Es ist auch ein Ansporn für mich, besser als mein Vater zu werden!
Die Entscheidung, den väterlichen Fußstapfen zu folgen, war dabei allerdings Rokos eigene, am Ende will der Familienmensch nämlich trotz allem seine eigene Geschichte schreiben: „Mein Vater hat mich nie unter Druck gesetzt. Er hat immer gesagt: Was passiert, das passiert. Wenn ich mal nicht so gut gespielt habe, war er nie verärgert oder so. Trotzdem hat er mir in meiner Entwicklung als Fußballer natürlich extrem geholfen und mich auf vieles vorbereitet. Dank ihm kannte ich es bereits früh, mehrmals am Tag zu trainieren. Wenn ich mal etwas faul war, hat er mich motiviert. Um mich anzuspornen, hat er dann auch selbst mit mir mittrainiert.
Bis heute ist er richtig fit, er könnte wahrscheinlich jetzt noch aktiv spielen. Er hat mir ganz genau gezeigt, wie Verteidiger sich bewegen, wie man sie als Angreifer am besten anläuft und ihnen das Leben schwer macht. Es ist auch ein Ansporn für mich, besser als mein Vater zu werden!“
Rokos Vater und er selbst sind jedoch keineswegs die einzigen erfolgreichen Kicker in der Familie. Sein Onkel Josip Simic war ebenfalls kroatischer Nationalspieler und schnürte seine Fußballschuhe unter anderem sogar in der österreichischen Bundesliga beim FC Kärnten. Auch Rokos Cousin Jakov Medic ist aktiver Profi und für unseren Angreifer eine ganz besondere Inspiration, wenn es darum geht, niemals aufzugeben.
„Mit seiner Karriere kann er vielen Spielern ein Vorbild sein. Er zeigt, was man erreichen kann, wenn man alles dafür gibt. Als er 18 Jahre alt war, spielte er noch in der dritten Liga in Kroatien, wenig später kam er dann in die zweite Mannschaft von Nürnberg in die deutsche Regionalliga. Von da ging es für ihn zu Wehen Wiesbaden in die dritte Liga, dann zu St. Pauli in die 2. Bundesliga und nach zwei starken Jahren dort nun zu Ajax Amsterdam, einem wirklich großen Verein! Daran sieht man: Man kann alles erreichen, was man erreichen möchte. Man muss nur hart dafür arbeiten!“
Roko machte den ersten großen Schritt bereits deutlich früher, als er im Alter von 17 Jahren von seinem Heimatklub und kroatischen Erstligisten Lokomotiva Zagreb zu uns an die Salzach wechselte.
Ich liebe die Menschen hier in Salzburg und am allermeisten liebe ich den Klub.
„Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht viel über Salzburg und war beim Gedanken, meine Heimatstadt, meine Mutter und meine Familie zu verlassen, erst traurig. Mein Vater schwärmte allerdings damals schon vom FC Red Bull Salzburg und hat mir erzählt, dass es der bestmögliche Ort für junge Talente ist. Jetzt, nach zweieinhalb Jahren liebe ich die Stadt, ich liebe die Menschen hier in Salzburg und am allermeisten liebe ich den Klub. Ich bereue es also definitiv nicht!“
Rokos aktueller Aufstieg war dabei allerdings kein Selbstläufer. Der mittlerweile 20-Jährige hatte einige Widerstände zu überwinden, ehe der Goalgetter-Knoten nun endlich platzte. Ursprünglich hätte ihm eine Leihe zum FC Zürich weiterhelfen sollen, leider konnte er dort aber nicht die erhoffte Spielpraxis sammeln – trotz seines damaligen perfekten Einstands mit Traumtor-Doppelpack: „Ich kam dorthin, und die Wintervorbereitung war schon weit fortgeschritten. Der Coach hatte leider kein Vertrauen in mich, und als Leihspieler ist es besonders schwierig, da kannst du dir keinen einzigen schlechten Tag leisten.
Es war der Sportdirektor, der mich sehr mochte, und er war auch derjenige, der mich im Team haben wollte. Gespielt habe ich dann aber kaum. Doch so ist der Fußball. Jetzt, knapp ein halbes Jahr später, spiele ich hier plötzlich regelmäßig – sogar in der UEFA Champions League.“
In der aktuellen Königsklassen-Saison wusste Roko auf Anhieb zu überzeugen. Beim Auftaktspiel gegen Benfica Lissabon war er mit seinem verwandelten Elfmeter und einem Assist maßgeblich für unseren 2:0-Sieg mitverantwortlich.
Alex Schlager hat ein richtig starkes Spiel gemacht, und ich habe gedacht, dass er die Trophäe bekommen würde.
Als Belohnung gab es kurz nach dem Abpfiff von der UEFA die offizielle Auszeichnung als Spieler der Partie – für ihn persönlich äußerst überraschend, wie er uns verrät: „Alex Schlager hat ein richtig starkes Spiel gemacht, und ich habe gedacht, dass er die Trophäe bekommen würde. Natürlich war die Freude bei mir riesig, nach so einem Sieg dann auch noch eine persönliche Auszeichnung zu bekommen. Die steht jetzt bei mir im Wohnzimmer direkt über dem Fernseher auf dem Regal mit vielen anderen Erinnerungsstücken, die ich während meiner Karriere schon sammeln konnte, wie zum Beispiel der Medaille vom 2. Platz in der UEFA Youth League oder der Red Bull-Dose zum 10. Meistertitel in Folge.“
Die letzten Wochen läuft es für den Kroaten ohne Frage wie am Schnürchen, ihr habt Roko sogar zu unserem Spieler des Monats September gewählt. Zu Beginn der Saison war seine Rolle bei uns im Kader allerdings noch relativ unklar.
Er hat an mich geglaubt, als es sonst kaum jemand getan hat.
Aufwind brachte ihm vor allem die Verpflichtung von Chefcoach Gerhard Struber: „Der kurzfristige Trainerwechsel war zugegebenermaßen eine gute Sache für mich, weil Gerhard Struber mir von Tag eins an eine Chance gegeben hat. Er war der erste Trainer, der im Profi-Fußball voll und ganz auf mich gesetzt hat, der wirklich an mich geglaubt hat. Er hat mir die Chance gegeben, zu spielen, in der Startelf, in der UEFA Champions League. So habe ich auch mein Selbstvertrauen zurückgewonnen. Er hat an mich geglaubt, als es sonst kaum jemand getan hat, und mir gesagt, dass er Potenzial in mir sieht. Das war genau das, was ich gebraucht habe und mir von einem Trainer am meisten wünsche.“
Das Vertrauen von Gerhard Struber sollte sich auszahlen, auch wenn der Stürmer in den ersten Partien selbst noch nicht anschreiben konnte. Roko lebt unsere Spielphilosophie wie kaum ein anderer, setzt gegnerische Verteidiger unter Druck und spult viele wichtige Meter ab.
„Für mich war es das Wichtigste, mein Bestes zu geben und am Ende das Spiel zu gewinnen. Ich wusste, wenn ich 100 Prozent für die Mannschaft gebe, werden die Tore irgendwann kommen. Ich bin immer noch nicht zufrieden mit meiner Torquote und möchte mich weiter verbessern, am wichtigsten ist es jedoch, zu gewinnen und eine gute Atmosphäre im Team zu haben. Aber ich gebe zu: Das allerschönste Gefühl der Welt ist es, ein Tor zu schießen.“
Es gab eine Zeit, da wäre Kroatien fast ein vielversprechender Torjäger verloren gegangen. Fußball war nämlich nicht Rokos einziges Steckenpferd. Es gab einen Sport, bei dem der groß gewachsene Bursche wohl ähnlich viel Potenzial gehabt hätte: „Pingpong! Ich war als Kind wirklich gut im Tischtennis und in meinen Jahrgängen schon nach kurzer Zeit unter den Besten des Landes dabei. Mein Trainer bei Lokomotiva Zagreb meinte dann aber schließlich, dass ich mich entscheiden müsse – entweder Tischtennis oder Fußball, sonst wäre es sich mit dem Training und der Schule nicht mehr ausgegangen.“
Doch ganz hat Roko auch heute noch nicht mit seiner Tischtennis-Vergangenheit abgeschlossen und liefert sich an der Platte regelmäßig Duelle mit Oscar Gloukh. Generell ist der frohmütige, entspannte Kroate für so gut wie jede Freizeitaktivität zu haben.
Es gibt eigentlich keine Beschäftigung auf der Welt, die ich nicht gerne habe.
„Ich spiele gerne Schach, meistens am Handy, wenn wir unterwegs sind. Ansonsten schaue ich viele Filme und Serien, vor allem Krimis mit Detektivarbeit, wie aktuell bei Netflix die neue Staffel von Lupin. Ich hänge gerne mit Freunden ab oder verbringe den Tag mit meiner Freundin. Auch meine Familie besuche ich oft. Ob den ganzen Tag daheimsitzen und quatschen oder ein Ausflug in die Stadt – ich bin da ganz flexibel. Es gibt eigentlich keine Beschäftigung auf der Welt, die ich nicht gerne habe.“
Zeit zum Entspannen sei ihm definitiv vergönnt, nur hat er aktuell eher wenig davon. Derzeit ist Roko mit Kroatiens U21-Nationalmannschaft gefordert und folgt dort den Fußstapfen seiner Familie in Richtung A-Nationalteam. Doch nicht mehr lange, dann rockt der 20-Jährige auch wieder die Red Bull Arena und versetzt uns mit seinen Toren in Ekstase! Am Samstag, den 21. Oktober ist es so weit, dann heißt es im Heimspiel gegen den LASK für uns wieder ROKO 'N' ROLL!